„Unter der Hand“ –
Die Abschlussausstellung 2021

In den Exponaten der Ausstellung spiegelt sich die Entwicklung der Schüler*innen in ihrer Zeit am Landeskunstgymnasium. Bei der Vielfalt der durchlaufenen Kunstdisziplinen kann es kaum verwundern, dass ein sehr umfangreiches Spektrum aus Zeichnung, Malerei, Fotografie, Videokunst, Skulptur bis hin zu Performance entstanden ist.
Diese Seite beginnt mit einem Überblick in einer Bilder-Galerie, die beim Anklicken eines Werks auch vergrößert in einem Lightroom betrachtet werden kann.
Weiter unten folgen dann ausgewählte Einzeldarstellungen von künstlerischen Arbeitsweisen und damit verbunden auch selbstbewussten Positionierungen im weiten Feld der Künste.

Die Galerie zur Ausstellung

Ausgewählte künstlerische Ansätze

An dieser Stelle geben wir tieferen Einblick in einige künstlerische Positionen und Arbeitsweisen von in der Ausstellung vertretenen Schülerinnen und Schülern, die jeweils zu ihren Werken ein Statement formuliert haben.

Jason Ehresmann

Bist ich Du?
Animationfilm

„Bist ich Du? Eine Frage, welche immer wieder innerhalb zwischenmenschlicher Interaktion aufgeworfen wird. Als Menschen stehen wir in einer stetigen Wechselwirkung; wir vergleichen uns miteinander, haben Erwartungen, sehnen uns nach der Anerkennung des Gegenübers oder versuchen uns ihm anzupassen.
Die Animation befasst sich vor allem mit den Problemen, die sich ergeben, wenn jene Sehnsüchte und Erwartungen überhandnehmen. Wenn plötzlich eigene Ideale und Vorstellungen auf starke Ablehnung stoßen. Wenn man sich versucht dem Bild des Gegenübers so sehr anzupassen, dass man den Halt zu sich selbst verliert und unsicher wird, welches Verhalten nun überhaupt richtig ist und welches nicht.
Gezeigt wird in teils surrealer teils metaphorischer Vortragsart meine persönliche Erfahrung mit dieser Thematik, mein Umgang damit und auch Erkenntnisse, die ich daraus ziehen konnte. Zwar werde ich mich wohl nie ganz von der Frage Bist ich Du? lösen, aber mit ihr lernen und an ihr wachsen können.“

Anna-Lena Burgard

Drinnen und Draußen
Film/Animation

„Jeder Mensch erlebt die Welt unterschiedlich, selbst wenn für jeden die gleichen Bedingungen herrschen würden. Der Grund dafür liegt in unserer inneren Welt, also bei unseren Gefühlen und Gedanken, die jeder Mensch durchlebt und die Wahrnehmung stark beeinflussen. Meine Intention war es, diese innere Welt anderer Menschen, auf die man normalerweise keinen Zugriff hat, abzubilden. In den Filmstill‘s ist Elena, meine liebe Zimmermitbewohnerin, zu sehen, sie singt das Lied „Hands of Gold“.

Carolin Fischer

Nutz Mir Dir
Kleinplastik, Epoxidharz, Polymerton, Gummiband, Acrylfarbe

„Die Figur provoziert die gesellschaftlichen und ästhetischen Ideale der modernen Gesellschaft. Durch soziale Medien wird dem Individuum seine Privatsphäre geraubt, es wird selbst zum sozialen Objekt. Bei dem wachsenden Einfluss und Druck der Ökonomie, deren unerreichbare Ansprüche zu erfüllen, liegt es letztlich jedoch an jedem Individuum selbst, die eigenen Vorstellungen von Schönheit zu repräsentieren und somit Einfluss auf das gesamt gesellschaftliche Ideal zu nehmen.“

Elena Abril Romero

Wer bist du
Textilarbeit

„Wer bist du? Wie setzt sich deine Identität zusammen. Dir fallen einige Dinge ein und du schreibst sie auf. Vor dir liegt jetzt eine Liste. Da bin also ich? Bin ich wirklich nur das was da vor mir auf der Liste steht? Was passiert denn wenn man mir diese Begriffe nehmen würde. Bleibt da überhaupt etwas übrig? Gleichzeitig schließt sich diese Liste um dich wie eine Hülle ohne Reißverschluss. Zieh zieh zieh an ihr, müh dich ab. Gibst du auf und lässt die Liste deine Haut werden?“

Jonas Egger

Just Art
Abstrakte Acrylmalerei

„Mir hat mal jemand gesagt, um zu malen, musst du nicht malen können, du musst einfach nur einen Pinsel in die Hand nehmen und deine Hand bewegen. Auf den ersten Blick klingt das plump, aber genau das ist dieses Bild. Es ist Farbe auf einer Leinwand, ohne große Raffinesse. Nur ein paar Gedanken über Grenzen, die verschwimmen, das Leben und die Frage, was Kunst eigentlich ist, ließen leuchtende, kräftige Farbflächen entstehen, die sich wie die Facetten unseres Lebens miteinander vermischen und voneinander abgrenzen. Das Gemälde „Just Art“ zeigt, dass Kunst eben Kunst ist. Ein Gemälde braucht, was sich in diesem Werk wiederfindet, nämlich Farbe, einen Pinsel, der hier im Bild verarbeitet wurde und den Gedanken, den der Betrachter vielleicht selbst gerade fasst.
Manchmal genügt selbst die Hand, anstelle des Pinsels. Umgrenzt und aufgelöst, freie Stellen und satter Farbauftrag, frei aufs Bild geschlagene Farbe und konzipierte Linien oder Gläschen und Verläufe, schwarz-weiß und bunt, zufällig und gewollt, zwecklos oder mit einem Hintergedanken. All diese Gegensätze spiegeln das Leben wie die Kunst wieder und werden durch dieses Gemälde sichtbar.
Es ist ein Paradoxon, einmal sagte jemand, dieses Bild sei keine Kunst. Sondern alle Farbe, die ohne Komposition auf eine Leinwand geschleudert wurde. Und vielleicht ist es das und ist dennoch Kunst, WEIL es genau das ist und genau das sagen will.
Es ist Kunst, die die Definition von Kunst in Frage stellt, indem sie in Frage stellt Kunst zu sein.“

Mia Wagner

Umarmung 2020
Installation

„Ausgangsbeschränkungen und Kontaktverbote sind Maßnahmen, die uns alle betreffen und dieses Gefühl der Sehnsucht für jeden spürbar machen. „Umarmungen“ konfrontiert den Rezipienten mit der plastischen Darstellung der Einsamkeit und Distanz. Eine Glasscheibe, die zwei Welten voneinander trennt auf körperlicher und physischer Ebene. Eine jener durchsichtigen Trennschreiben, wie sie uns momentan in so vielen Situationen begegnen, und die uns in dieser Pandemie ein Zusammenkommen ermöglichen sollen. Von der Glasplatte leuchten uns – geisterhaft – grüne, fettige Abdrücke entgegen. Sind es Hände, Arme, das Gesicht oder ganze Körper, die hier auf der Suche nach Wärme, Geborgenheit und Nähe versucht haben, trotz der Trennscheibe zueinander zu finden?“

Nadine Girod

Helmut Kohl – Portraits für Berlin
Acryl auf Leinwand

„Das hier gezeigte Porträt von Helmut Kohl […] ist eines aus einer Reihe von Persönlichkeiten, die sich in positiver Weise um die europäische Idee verdient gemacht haben. Er war Bundeskanzler der Bundesrepublik von 1982 bis 1998 und ging durch die deutsche Wiedervereinigung in seiner Amtszeit als sogenannter Kanzler der Einheit in die Geschichte ein.
Das Gemälde entstand auf Anfrage des Kultusministeriums Rheinland-Pfalz und wurde über das Jahr 2020 in der Kultusministerkonferenz in Berlin ausgestellt.“

Johanna Sophia Schmidt

Der Pan
Keramik

„Seit den Anfängen der industriellen Revolution nahm die Umweltzerstörung eine unfassbare Wendung an. Sei es die Desertifikation, die Rodungen ganzer Landstriche oder invasive Neobiota, die Eingriffe in die Natur durch den Menschen wurden radikaler. Der Mensch verlor zunehmend seine Naturverbundenheit. Die Plastik stellt in einer zeitgenössischen Illustration den griechischen Gott Pan dar. Früher galt er als Gott der Hirten, Wiesen, Wälder oder auch als Gott der Natur. Doch nun wird die Natur an die Bedürfnisse des Menschen angepasst und verliert ihre Wildheit. Selbst ein Gott scheint in Anbetracht des Ausmaßes der Frechheit der Menschen nichts ausrichten zu können. Ihm fehlen nun seine animalischen Attribute und er trägt die Überbleibsel der damaligen Zeit als Relikt ehrenvoll auf dem Haupt. Anstatt Herrscher von blühend grünen Wiesen zu sein, lebt er nun in einer abgegrasten wüsten Landschaft. Kann diese Metamorphose noch rechtzeitig gestoppt werden?“